Die Klagemauer in unseren Kirchen vom 5. Fastensonntag bis Karfreitag

Ab dem 5. Fastensonntag steht in unseren drei Kirchen Sirnach, Eschlikon und Münchwilen eine Klagemauer. Über vieles können wir in diesen Tagen und Wochen klagen. Es belastet und bedrückt uns ganz Unterschiedliches. Die einen haben in Familie und Freundeskreis Schweres zu tragen. Andere müssen in der Schule oder im Beruf Schwierigkeiten und Belastungen bestehen. Die allgemeine Situation mit unsäglicher Gewalt und Ungerechtigkeit in der Welt sowie die schlimmen Vergehen von Verantwortlichen der Kirche wühlen uns auf und treiben uns zu scharfen Äusserungen an. Das Klagen hat eine lange biblische Tradition. Wir erinnern an die Klagen eines Propheten Jeremia, der sich mit scharfen, harten Worten seinen Schmerz und seine Enttäuschung aus der Seele schreit. Immer wieder klagen die Israeliten über ihre Not, sei es in Ägypten als Sklaven, sei es auf der Wanderung durch die Wüste, wo sie zu verhungern und zu verdursten drohen. Es ist Gott, der die Klagen seines Volkes hört. Selbst Jesus richtet sich am Kreuz mit dem Anfang von Psalm 22 an Gott: «Mein Gott, warum hast du mich verlassen?»

In dieser Tradition stehen unsere Klagemauern. Wir können dem Schweren, der Angst, dem Unabänderlichen, der Enttäuschung, der Trauer und der Wut Ausdruck geben. Wir laden alle Interessierten ein, ihre Klage auf einen Zettel zu schreiben und in die Ritzen der Klagemauer zu stecken. Während der Feier der Osternacht werden wir die Klagezettel im Osterfeuer verbrennen. Damit bringen wir unseren Glauben zum Ausdruck, dass Gott uns hört, dass wir auf ihn hoffen dürfen und ER uns wandelt. Wir werden buchstäblich entlastet durch das Aufschreiben unserer Klage.

Seelsorgeteam PRHTG